Bis vor einigen Jahren galt die geschützte Naturlandschaft des Kap
Kamenjak am südlichen Zipfel der beliebtesten kroatischen Ferienregion – Istrien noch als Geheimtipp für
Urlauber. In den letzten Jahren genießen aber immer mehr Touristen und Einheimische die hier gelegenen schönen
Badebuchten. In der Hochsaison – zu viele.
Fußgänger, Fahrradfahrer und Bootsausflügler sind hierbei nicht das Problem, sondern die täglich bis zu 2.500
Autos. Die Verantwortlichen des Kap Kamenjak haben deshalb entschieden, den Eintrittspreis für Besucher mit PKW
um 100 %, von 40 auf 80 Kuna anzuheben, angeblich in der Hoffnung, dass hohe PKW-Aufkommen zu reduzieren.
Fußgänger, Fahrradfahrer und Bootsausflügler kommen weiterhin kostenlos an die Strände und Klippen des Kap.
Neben der Preiserhöhung, soll am Kap auch eine Art Bimmelbahn eingeführt werden, die die Besucher günstig vom
Parkplatz an die Badebuchten bringen soll.
Eine vom Kap Kamenjak (kroat. Javna ustanova Kamenjak – Öffentliche Einrichtung Kamenjak) in Auftrag gegebene
Nachhaltigkeitsstudie hat ergeben, dass am Kap täglich maximal 1.700 Autos verträglich sind. Das hohe
PKW-Aufkommen in den Sommermonaten bereitet auch den Einwohnern von Premantura und Banjole Probleme. Die
Bewohner von Premantura sind in ihrer Mobilität ähnlich eingeschränkt, wie die wenigen übriggebliebenen Bewohner
der Altstadt von Dubrovnik, wie die Glas Istre Kommentatorin Mirjana Vermezovic Ivanovic gestern (7.4.2018) in
der Zeitung im Artikel Cijena turizma – Der Preis des Tourismus hinwies.
Die durch Besucher von Kreuzfahrtschiffen täglich überlaufene Stadt im Süden Kroatiens war diese Woche auch Thema
im Interview der Wirtschaftswoche mit der Unesco-Direktorin für Kulturerbe
Mechtild Rössler.
“Es gibt Probleme mit der Umweltverschmutzung durch die Schiffe
und mit Übertourismus“, sagt Mechtild Rössler, Unesco-Direktorin für Kulturerbe, der WirtschaftsWoche. Die
Branche investiere nicht genug in den Schutz des Weltkulturerbes. „Sie gefährdet die Orte, mit denen sie ihr
Geld verdient“, warnt Rössler.Besonders in Venedig gilt die Situation als kritisch. „Dort können die Wellen der großen Schiffe
Erosionen an den Gebäuden verursachen”, so Rössler. Die Unesco diskutiert bereits darüber, die Stadt auf die
schwarze Liste der gefährdeten Weltkulturerbestätten zu setzen. Auch kleinere Städte wie das estnische
Tallinn oder das kroatische Dubrovnik leiden unter den plötzlichen Anstürmen von Kreuzfahrttouristen. „Diese
historischen Städte können nicht so viele Touristen gleichzeitig aufnehmen“, warnt die
Unesco-Direktorin.Die Unesco fordert die Kreuzfahrtbranche auf, mehr in nachhaltigen Tourismus zu investieren.
„Die Industrie muss sich viel höhere Standards setzen, viel mehr in den Schutz von Weltkulturerbe
investieren“, sagt Rössler. „Und der erste Schritt wäre, sauberere Schiffe zu entwickeln.“
Bis es allerdings einmal soweit ist, dass hohe Besucherzahlen an den Hotspots der kroatischen Natur- und
Kultursehenswürdigkeiten nachhaltig „gemanagt“ werden können, setzt man in Kroatien auf Preiserhöhungen, um die
Besucherzahl unter Kontrolle zu bringen. So wurden die Preise für Eintrittskarten zum Nationalpark Plitvicer
Seen für die Saison 2018 von 180 auf 250 Kuna angehoben.
Einfallsreicher und effektiver in Sachen Naturschutz war man da nahe Pazin in Zentralistrien. Dort entfernte man
schnurstracks die Beschilderung zum Zarecki krov Wasserfall (unten gibt es trotzdem ein Foto).
In unserem Beitrag vom Dezember 2017 Tourismusrekorde
in Kroatien – Dubrovnik und Nationalpark Plitvice am Limit schrieben wir zum Thema:
Auf nationaler Ebene gibt es in Kroatien zwar eine Strategie zur
weiteren Entwicklung des Tourismus in Kroatien, es gibt aber keine Nachhaltigkeitsstrategie und keine
offiziellen Studien dazu, welche Auswirkungen das weitere Wachstum auf die Umwelt hat, bzw. wie es um die
Nachhaltigkeit der Entwicklung steht.
Unser Tipp für einen Ausflug zum Kap Kamenjak
Das Kap Kamenjak kann man aus Pula und Banjole auch entspannt vom Wasser aus erreichen. Beim besten Bootsausflug zum Kap
Kamenjak sieht man auch mehr vom Kap, badet an den Höhlen und bekommt Tipps von der erfahrenen und
sympathischen Crew. So entlastet man auch die Straßen in den Orten Premantura und Banjole.
Titelfoto: Frank Heuer