Pirangate heißt die neueste Affäre der hohen Politik zwischen den zwei benachbarten Ex-Jugo-Staaten und EU-Mitgliedern Kroatien und Slowenien. Sie ist eine von dreien, die wir hier kurz beschreiben werden, um zu illustrieren, was für Leuchten in beiden Ländern seit Jahren an der Spitze sitzen, und um Hollywood-Produzenten eventuell eine Idee für eine Blockbuster-Komödie zu liefern, bei der auch die Schönheiten der Natur der gemeinsamen Halbinsel Istrien nicht zu kurz kommen sollten. Wir rangieren die Affären hier wissenschaftlich, nach Menge an Dummheit.
Platz 1 – Atommüll Endlager
Slowenien und Kroatien betreiben gemeinsam das Atomkraftwerk Krško nahe der Grenze beider Staaten. Wo ein Atomkraftwerk betrieben wird, entsteht auch Atommüll. Dieser muss in einem Endlager eingelagert werden bis schlauere Generationen kommen. Normalerweise möchte keiner eins im Hof haben. Nicht so in Slowenien und Kroatien. Beide Länder wollen das Endlager auf ihrem Territorium haben, um von Krško zu kassieren. Es wird wahrscheinlich zwei geben!
Platz 2 – Grenze an der Bucht von Piran
Slowenien verzögerte mit Veto immer wieder die Verhandlungen zum EU-Beitritt Kroatiens, unter anderem, um ein größeres Stück von der Bucht zu bekommen (aus diversen Gründen auf die wir hier nicht eingehen werden). Am Ende einigte man sich auf eine internationale Arbitrage. Slowenien brach die Konditionen der Vereinbarung weil ein übereifriger Richter aus Slowenien telefonisch darüber rapportierte, wie geschickt er Daten und die anderen Richter manipulierte. Geheimdienste spielten die Gespräche kroatischen Zeitungen zu. Daraufhin musste er sein Amt niederlegen.
Als Folge gibt es heute eine Sondersitzung des kroatischen Parlaments über einen Ausstieg aus der Arbitrage. Dabei wird es einen Wettkampf im Auf-die-Brust-Trommeln aller kroatischen Parteien geben.
Aktualisierung 29.6.2017: Der Beitrag ist gut zwei Jahre alt, heute aber aktueller denn je (Punkt 3 ist mittlerweile geklärt). Heute um 14 Uhr wird das internationale Schiedsgericht die Entscheidung im Grenzstreit zwischen Slowenien und Kroatien mitteilen. Im Mittelpunkt – der Verlauf der Grenze in der Savudrijska Vala/Bucht von Piran. Slowenien wird mit der Entscheidung wahrscheinlich zufrieden sein, kroatische Politiker werden den Kopf noch etwas tiefer in den Sand stecken.
Platz 3 – Teran
Teran ist eine Rebsorte. Oder nicht? Sie ist charakteristisch für das slowenische Kras und hat aber auch gar nichts mit dem „Teran“ aus dem kroatischen Teil Istriens zu tun. In Istrien gibt es aber Teran seit es Wein gibt… Slowenien hat die Herkunft geschützt. Kroatien hat verschlafen. Kroatischer Teran darf unter dieser Bezeichnung in der EU nicht verkauft werden. Weine mit Herkunftsangabe sind für Winzer sehr viel lukrativer als ohne. Sloweniens Landwirtschaftsminister erklärte vor einigen Tagen in Brüssel, Teran sei so slowenisch wie das Guinness irisch. Mit dieser Aussage verdient er sich eine prominente Rolle, sollten die Produzenten „Krieg der Zwerge“ oder „Dumm und Dümmer international“ wirklich drehen.