Bei nächtlichen Spaziergängen am Rovinjeser Stadtfelsen sahen wir fast jede Nacht weit draußen am Horizont viele Lichter, die an gleicher Stelle blieben, höchstens wegen des Wellengangs kurz verschwanden, um gleich wieder aufzuleuchten. Rätselnd fragten wir uns, was da draußen vor sich gehe. „Das sind die Sardinenfischer“, wurde uns erklärt, „die fischen nur bei Nacht mit starken Lampen.“
Im Hafen lagen tagsüber Kutter mit einer vorderen Kajüte, auf deren Dach Plastikkisten gestapelt waren. An der Rückseite der Kajüte ragte ein Ladebaum hoch und auf der langen hinteren Ladefläche lagen Haufen von roten Netzen. Seitlich am Heck waren zwei Ruderboote befestigt mit vier von breiten Schirmen abgedeckten Lampen. Das waren die Sardinenkutter, die Sardinieri. (Auszug aus dem Buch „Istrien – Land, Menschen, Geschichte und Kultur im Buch“ von Alfred, Friederike und Ulrike Goldschmid)
Morgen (der Beitrag wurde 2015 geschrieben) steigt im Fischerort Fažana nicht ein Sardellenfest, wie wir und andere Medien angekündigt haben, sondern ein Sardinenfest. Dies erklärte uns einer der Co-Autoren des oben genannten Buches Herr Alfred Goldschmid aus Salzburg, Professor für Biologie und Zoologie. Wir bedanken uns, und bringen seine Erklärung etwas gekürzt hier wieder.
Das „Sardellenfest in Fazana“ anzukündigen ist für deutschsprachige Leser ein irreführender Fehler:
Bei dem besagten Fisch handelt es Im Deutschen um die SARDINE (wissenschaftlicher Name: Clupea pilchardus, ein Heringsverwandter). Der Fehler kommt davon: Die istrianischen/italienischen Fischer nennen die Sardine SARDELLA, die Kroaten SRDELA. Im Deutschen heißt dieser Fisch SARDINE.Im Deutschen verstehen wir unter SARDELLE die viel kleineren Anchovis, kroatisch: INCUN; italienisch ACCIUGA, die italienischen Fischer Istriens nennen diesen Fisch allerdings SARDON wissenschaftlich:
Engraulis engrassicholus ebenfalls ein Heringsverwandter. Bekannt sind bei uns und in Deutschland die gesalzene Sardellenfilets oder die Sardellenringe. Leider sind diese nie „gereift“. Die istrianischen Fischer legen sie ein halbes, ja sogar fast ein Jahr lang ein, dann haben sie einen unvergleichlichen Geschmack, sind pastetenartig und man spürt nicht die Gräten, wie bei den bei uns käuflichen Sardellenfilets; ganz frisch filetierte Sardellen werden auch wie Salat angerichtet.
Für mich gibt es kaum einen besseren Fisch als gegrillte frische Sardinen SRDELA/SARDELLA (vom selben Tag) bestrichen mit einer Mischung von Knoblauch und Petersilie in Olivenöl. Das gab es immer am Abschlussfest meiner meeresbiologischen Kurse in Rovinj auf der Insel Figarola, nördlich der Stadt. Es wäre nett, wenn Sie diese sprachlichen Verwirrungen Ihren vielen Istrien begeisterten Lesern klar stellen könnten. Gerne wären wir auch bei diesem Fest dabei.
Tipps zum Essen & Trinken in Fazana gibt es in unserem Beitrag Top 10 Essen & Trinken in Fazana und Valbandon.